Tasche „all I can“

Inspiriert durch all die Patchwork-Arbeiten, die äußerst talentierte Näherinnen im Netz posten und dabei des eigenen Unvermögens bewusst, eine vernünftige Näharbeit hinzukriegen, dachte ich mir, dass es doch möglich sein müsse, etwas zu häkeln, dass nicht nur der Patchwork-Optik nahe kommt, sondern tatsächlich aus einzelnen Patches besteht.

Also hab‘ ich mir was ausgedacht. Ich hab‘ gedacht und gegrübelt, gehäkelt und berechnet, verworfen und für gut befunden. Da ich dabei alles in die Waagschale werfen musste, was ich handarbeitstechnisch auf dem Kasten habe, trägt sie nun den verwirrenden Namen „all I can“. Das Ergebnis siehst du hier, zuerst die eine Seite …

… und dann die andere.

Aus meiner Sicht ist es völlig unmöglich dafür eine maschengenaue Anleitung zu schreiben, aber ich werde genauestens erklären, wie ich vorgegangen bin. Ich warne dich vor, dass das Folgende leicht abgefahren wird, sodass ich mir eigentlich nicht vorstellen kann, dass das irgendjemand nacharbeiten wird. Aber vielleicht schaffe ich es, dich damit zu irgendwas Coolem zu inspirieren.

Anleitung für eine Patchwork-Tasche

Material:

  • viiieeele Garnreste in reiner Baumwolle – meine hat eine Lauflänge von ca. 170 m
  • Nadelstärke 3

Und jetzt wird’s ein wenig seltsam:

  • 4 rechteckige Metalldinger mit der Maßen 20 mm x 35 mm
  • flexibles Küchenschneidbrett
  • elastischer Draht mit Gummiummantelung für den wahren Gartenfreund (optional)

Schritt 1:

Als erstes häkelst du den ovalen Boden.

Meiner ist 44 cm lang und 14 cm breit. Für ein Oval beginnst du immer mit einer Luftmaschenkette. Ihre Länge ergibt sich durch …

=> gewünschte Länge – Breite

… in meinem Fall also 44 cm – 14 cm = 30 cm.

Deswegen habe ich 74 Luftmaschen + 3 Luftmaschen fürs 1. Stäbchen = 77 Luftmaschen angeschlagen. Wie bereits erwähnt habe ich den Boden in Stäbchen gehäkelt, da die ovale Form meiner Meinung nach damit deutlich besser rauskommt, als mit festen Maschen. Tutorials zum Häkeln eines Ovals findest du zu Hauf im Netz.

Nachdem der Boden groß genug ist, wechselst du auf eine etwas kleinere Nadel (2,5 mm) und häkelst die 1. Reihe des Korpus auf eine ganz bestimmte Weise, sodass ein richtig schöner 90-Grad-Winkel entsteht und du damit beginnen kannst „nach oben“ zu häkeln. Dabei gehst du wie folgt vor:

In jede Masche der Vorrunde häkelst du einen Umschlag, eine Kettmasche nur durch diesen Umschlag und ziehst dann den Faden nochmal durch die beiden, auf der Nadel befindlichen Maschen. Dann arbeitest du noch 2 Runden feste Maschen in pink, danach noch eine Runde Kettmaschen in dunkelblau (Erklärung folgt später) und fertig ist der Boden + 1,5 cm Korpus.

An dieser Stelle kommt übrigens das flexible Schneidbrett ins Spiel. Diese Dinger sind preiswert, voll waschbar, können beliebig zugeschnitten werden und helfen dabei den Taschenboden zu stabilisieren. Also habe ich aus einem solchen Schneidbrett ein, der Größe des Taschenbodens entsprechendes, Teil ausgeschnitten und eingelegt.

Wenn du genau wissen willst, wie ich das Schneidbrett am Boden befestigt habe, dann schau bitte bei meinem Shopper „chess“ nach.

Jetzt geht es darum den Taschen-Korpus zu kreieren. Dafür musst du den Umfang des Ovals in Erfahrung bringen. Ich schreibe ganz bewusst in Erfahrung bringen, weil du ihn entweder errechnen kannst

  • Kreisumfang U = 2πr (wobei dieser Kreis eigentlich aus den beiden Halbkreisen rechts und links der Geraden besteht und r der Radius ist, der der halben Breite entspricht) + 2 x die Länge der ursprünglichen Luftmaschenkette => 2π x 7 cm + 2 x 30 cm = 103,96 cm oder aber
  • du misst ihn einfach ab. Mein Umfang ist nämlich tatsächlich NICHT wie errechnet 103,96 cm, sondern – wahrscheinlich aufgrund des Waschens – nur noch 99 cm. Und da der gepatchte Teil eine Höhe von ca. 28 cm haben sollte, hab‘ ich mir aus einer Rolle Butterbrotpapier, die erstaunlicherweise ganz genau 28 cm breit ist ;-), einen Schnitt gemacht, der, wer hätte es gedacht, 99 cm lang und 28 cm breit ist. Die willkürliche Größe ALLER viereckigen Patches, ergab sich einerseits durch geradezu ausuferndes Nachmessen und andererseits durch das bloße Auflegen auf diesen Schnitt, a là „Ach nee, reicht noch nicht, da muss ich noch 2 cm häkeln!“

Schritt 2:

Beim Entwickeln der Patches hab‘ ich auf alle Techniken zurückgegreiffen, die ich beherrsche, sprich stricken, häkeln, sticken, tunesisch häkeln, „granny-squaren“, „amigurimisieren“ und applizieren, weswegen meine Tasche unter dem Arbeitstitel „all I can do“ zu voller Größe heranreifte. Und da das extrem abwechslungsreich war, hat das auch richtig Spaß gemacht!

Im Folgenden zeige ich dir kommentarlos eine Auswahl meiner Patches:

Bei diesem letzten Patch möchte ich den Fokus nochmals auf …

… die tunesisch gehäkelten Blätter legen. Und weil ich die so cool finde, werde ich demnächst eine Anleitung dafür schreiben!

Schritt 3:

Wenn du alle Patches zusammen hast, werden sie mit Kettmaschen umhäkelt …

(Anmerkung: Du kannst auf dem Bild ziemlich gut erkennen, dass ich mit erwähnter Kettmaschenreihe eine fehlerhafte Größe noch korrigieren kann. Der rosafarbene Patch war ein klein wenig zu groß geraten, also hab‘ ich die Kettmaschen entsprechend eingerückt!)

… und dann an diesen Kettmaschenreihen zusammengehäkelt.

So verfährst du mit alles Patches, bis du einen … na, rate mal … richtig!!! … 99 cm langen und 28 cm breiten Lappen zusammenfummelt hast.

Danach wird der „Korpus-Lappen“ auf diegleiche Weise an den Boden gehäkelt.

Warte! Ich geh‘ mal näher ran:

Schritt 4:

Für der Abschluss häkelst du eine Reihe dunkelblauer fester Maschen in das obere Glied , der bei mir ebenfalls, dunkelblauen Kettmaschen …

… dann eine Reihe Kettmaschen in pink, eine Reihe fester Maschen in das obere Maschenglied der vorherigen Kettmaschen (das ergibt den messerscharfen Farbübergang von blau nach pink, ohne störende Maschenfüßchen) und dann eine ganz normale Reihe fester Maschen. In der nächsten Reihe werden die Schlitze für die Aufnahme der Henkel gearbeitet. Da sich meine Schlitze über 10 Maschen erstrecken (hängt von der Breite der Henkel ab), habe ich in der folgenden Reihe an den entsprechenden Stellen – hier 14 cm rechts und links der Taschenseite – anstelle von 10 festen Maschen 10 Kettmaschen und an gleicher Stelle in der darauffolgenden Reihe 10 Luftmaschen gehäkelt.

Die Reihen, die jetzt noch folgen, bilden später den Saum. Entweder häkelst du einfach 3 Reihen feste Maschen in pink, oder aber du fügst noch ein paar dunkelblaue Noppen ein. In diesem Fall häkelst du eine Reihe fester Maschen, eine Reihe in der sich 5 feste Maschen mit einer Noppe, bestehend aus 5 zusammen abgemaschten Stäbchen, abwechseln und danach eine letzte Reihe fester Maschen.

Von der rechten Seite sieht das dann so …

… aus. Später wird das Taschenfutter vor dem Einnähen unter diesen Saum geschoben und so bietet der Blick ins Tascheninnere eben auch ein paar hübsch nebeneinander aufgereihte Noppen!

Schritt 5:

Bei dieser Tasche habe ich die Henkel nicht direkt angenäht, sondern sie über einen langen Umweg aus Schlaufen, Rechteckringen, Amigurimis und weiß der Henker was sonst noch befestigt. Warum eigentlich???

Beginnen wir mit den Rechteckringen. So verwirrend es auch ist, die Dinger heißen tatsächlich so – auch wenn ein Ring mich stets an etwas Rundes denken lässt – und sind für kleines Geld online zu kaufen. Meine haben die Maße 3,5 cm x 2 cm und wurden von mir sofort umhäkelt, weil sie in meinen Augen dann wertiger erscheinen.

Das Ganze hab‘ ich nicht nur ein- sondern 4-mal in zwei Grünvarianten gemacht.

Danach mussten die Schlaufen her! Sie sind bei mir 3 cm breit, 10 cm lang, tunesisch gehäkelt …

… und werden abschließend durch die umhäkelten Metalldinger gezogen.

Dann hab‘ ich die 4 Teile noch verziert, indem ich das eine oder andere gehäkelt habe. Der Phantasie (mit „ph“ find‘ ich’s nach wie vor schöner!) sind natürlich keine Grenzen gesetzt. Hier seht ihr am Beispiel EINER zukünftigen Schlaufe die dafür notwendigen Einzelteile …

… und … ZACK … sind sie schon aufgenäht. In die Blütenmitte hab‘ ich noch 5 Knötchenstiche in „sonnengelb“ gestickt.

x 4 =

Achte beim Verzieren der Schlaufen darauf die unteren 2 cm freizulassen, da sie damit an den Korpus genäht werden. Dabei werden sie von der rechten Seite durch den Schlitz gezogen und auf der linken Seite festgenäht.

Und so sieht das dann von vorn aus:

Nachdem ich alle Schlaufen angenäht habe, geht es mit den eigentlichen Henkeln weiter.

Auch die sind 3 cm breit, 60 cm lang und tunesisch gehäkelt … einer ist gestreift und einer „genoppt“. Die mittleren 44 cm habe ich danach zusammengehäkelt und mit Füllwatte gestopft.

Demnach habe ich auf jeder Seite der Henkel 8 cm als Band stehenlassen, damit ich sie durch die umhäkelten Rechteckringe ziehen und festnähen konnte.

Schritt 6:

Wie fast immer habe ich die Tasche zum Schluss eingefüttert, wobei sich die Maße des Futters aus den Maßen der fertigen Tasche ergeben.

Zur Versteifung des oberen Randes habe ich noch einen ummantelten Draht eingelegt. Macht aber gar nix, wenn du das einfach knickst!

So!!! Jetzt folgt noch ein beherzter Blick ins gefütterte Tascheninnere.

Auf diesem Foto kannst du schön den noppigen Futtersaum erkennen. Und weil ich finde, dass diese Anleitung nach einem Abschlussbild schreit, zeig‘ ich dir hier nochmal die komplette, aus einer Zinkillion Einzelteilen bestehende Tasche: